Land Grabbing by Pearce Fred

Land Grabbing by Pearce Fred

Autor:Pearce, Fred [Pearce, Fred]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783888978074
Herausgeber: Verlag Antje Kunstmann
veröffentlicht: 2015-05-04T16:00:00+00:00


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AUSTRALIEN

Im Schatten des Eukalyptusbaums

In Australien herrscht angesichts der vielen Menschen, die neuerdings kommen und Land kaufen, große Aufregung. Das ist verständlich. Eine Nation, die auf Rind- und Schaffarmen – oder Stationen, wie die Australier sie nennen – gründet, muss plötzlich mit ansehen, wie ihre Weiden in fremde Hände fallen. Doch die hartnäckigen Dürreperioden, die sich im vergangenen Jahrzehnt über Australien legten, haben Großgrundbesitzer in den Konkurs geführt und zum Verkauf gezwungen. In Anbetracht der vielen eifrigen Käufer aus dem Ausland fragt man sich in Australien jedoch inzwischen, ob der Ausverkauf des eigenen Erbes wirklich eine schlaue Sache ist.

Die vor 200 Jahren durch ein vom britischen Parlament beschlossenes Gesetz gegründete Australian Agricultural Company ist der größte und älteste Betreiber von Rinderfarmen im Land. Sie verfügt über fast 7 Millionen Hektar, ein Gebiet ungefähr so groß wie Schottland, meist auf der Schwarzerde des weitläufigen Barkly-Tafellands in den subtropischen Northern Territories. Dort grasen auf ihren Ranches, wie etwa der 1,2 Millionen Hektar großen Brunette Downs, insgesamt ungefähr 600.000 Mastrinder. Doch um im Jahr 2009 nach einer langen Dürreperiode zahlungsfähig zu bleiben, musste der Vorstand des Unternehmens die Kontrollmehrheit an eine Partnerschaftsgesellschaft des aus Dubai stammenden Fett- und Lebensmittelkonzerns IFFCO und des weltgrößten Plantagenbetreibers, des privatisierten malaysischen Staatsunternehmens FELDA, verkaufen.

Als Nächstes fiel der zweitgrößte Ranchbetreiber Australiens den ausländischen Investoren in die Hände. Consolidated Pastoral Company – der bekannteste Name in der Branche – war einst der stolze Besitz von Australiens legendärem Abenteurer, Unternehmer und Medienmogul Kerry Packer gewesen. Er spielte nicht nur Polo, sondern auch alle Arten von Glücksspielen (einmal soll er während eines dreitägigen Baccarat-Marathons in Las Vegas 13 Millionen Dollar gewonnen, doch in London die gleiche Summe wieder verloren haben. Dann wieder kaufte er die weltbesten Cricketspieler, um die neue World Series Cricket ins Leben zu rufen und deren Spiele auf dem ihm gehörenden Fernsehsender Channel Nine zu zeigen.) Er war einfach ein Siegertyp. Als er 2005 starb, war er der reichste Mann Australiens. Doch nur fünf Jahre später gingen die 5,7 Millionen Hektar Grasland in den Northern Territories für eine halbe Milliarde australische Dollar von seiner Familie in den Besitz des britischen Unternehmens Terra Firma über – gegründet von dem früheren Private-Equity-Star bei Goldman Sachs, Guy Hands, der auch Vorstandsvorsitzender ist.

Hands sagt, zum Kauf bewogen habe ihn »eine Reihe anerkannter globaler makroökonomischer Fakten, insbesondere das weltweite Bevölkerungswachstum, die Veränderungen in der asiatischen Ernährungsweise hin zu höherer Proteinaufnahme sowie der begrenzte Vorrat an nutzbarem Land«. Mit anderen Worten, immer mehr Asiaten wollen Rindfleisch essen. Doch für die australischen Landwirte, die Kerry Packer einst überallhin gefolgt wären, schien diese Übernahme wie der Untergang ihrer Welt. Und dabei war das Jahr 2009 noch nicht einmal zu Ende.

Als Nächstes kaufte das nahezu unbekannte britische Agribusiness-Unternehmen M. P. Evans, geleitet von dem ehemaligen Kautschukhändler Peter Hadsley-Chaplin, eine 30.000 Hektar große Rinderfarm in Queensland. Zusammen mit dem Ein-Drittel-Anteil an der 130 Jahre alten North Australian Pastoral, die mit 13 Rinderfarmen in Queensland und den Northern Territories nahezu 6 Millionen Hektar besitzt, verfügte Hadsley-Chaplin damit sogar über noch mehr Fläche als sein Landsmann Hands.



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